Diagnosen – Dein Verhalten wird zum Problem
Neben dem Job als Coach führe ich an weiterführenden Schulen in der 8. Klasse Potenzialanalysen durch. Dabei geht es darum, zu schauen, was die einzelnen Schülerinnen und Schüler „von Natur aus“ an Eigenschaften, Fähigkeiten, Interessen und Potenziale mitbringen. Alles losgelöst von den schulischen Leistungen. Im Zuge dessen bekomme ich von mittlerweile vielen der Schülern/Schülerinnen mitgeteilt, dass sie unterschiedliche „Krankheiten“ oder Verhaltensauffälligkeiten haben. Die häufigsten Diagnosen sind ADHS und LRS (Lese-Rechtschreib-Schwäche). Leider auch schon in diesem Alter nicht mehr selten: Angststörungen.
Tatsächlich frage ich mich ganz oft, wozu oder für wen diese Diagnosen nützlich sein sollen. Wahrscheinlich in erster Linie, um einen „Namen“ zu haben oder den Grund zu wissen, weshalb man etwas nicht gut kann. Auch um eine Begründung zu haben, weshalb man (oder das Kind) nicht der Norm entspricht. Weshalb es Schwierigkeiten gibt.
Welches Gefühl zeigt sich meist, wenn man eine Diagnose erhalten hat? Erleichterung.
Man weiß jetzt (vermeintlich) woher das Problem kommt. Möglicherweise gibt es direkt einen Behandlungsplan, eine Medikation wie z.B. bei einigen ADHS-Kindern.
Was meiner Meinung nach auch mit der Bekanntgabe der Diagnose auftritt ist das Gefühl, dass man nicht mehr viel tun muss – denn es gibt ja die Krankheit, die Schuld an der Verhaltensauffälligkeit ist.
Beginnt da vielleicht auch eine gewisse Faulheit? Jetzt muss man nicht mehr weiter hinschauen. Eltern werden mit Infoblättern über die Symptome der Krankheit versorgt. Für die Symptome X, Y und Z ist die „Krankheit“ verantwortlich. ABER: es passiert, dass man ( oder das Kind) sich unbewußt auch den jetzt bekannten Symptomen seiner Diagnose anpasst.
Wie bereits Vera Birkenbihl (Leiterin des Instituts für gehirn-gerechtes Arbeiten) beschrieb: Manche Menschen geraten in das Dilemma, dass sie sich mit ihrer Definition verwechseln. Das Resultat: „Eine innere Zerrissenheit, mangelnde Harmonie, vage oder stark ausgeprägte Gefühle der Unlust, des Versagens, der Unzufriedenheit, kurz: Konflikte.“ (*Zitat aus dem Buch „Signale des Körpers“ von Vera F. Birkenbihl).
Also, auf der einen Seite kann man sich auf der Diagnose ausruhen und über das Umfeld dann therapieren oder medikamentieren lassen. Auf der anderen Seite presst man sich vielleicht in eine dargebotene Schublade, die möglicherweise doch nicht richtig passt. Der Leidensweg nimmt dann noch mehr Raum ein. Der innere Druck wird stärker. Denn man hat den Blick auf die natürlichen Bedürfnisse gar nicht mehr im Blick. So individuell wie wir alle nun einmal sind, so starr sind leider oft die Normen, die dann die Art der Therapie vorgeben. Letztlich wird die Verhaltensauffälligkeit behandelt. Ist das wirklich immer das Kernproblem? Oder stecken andere Dinge dahinter?
Vielen Kindern mit ADHS hilft zum Beispiel die Möglichkeit sich über den Schultag hinweg bewegen zu können. Also im Stehen, Gehen zu denken, zu formulieren oder auch zu Rechnen. Der Körper braucht einen Ausgleich zum inneren Druck. Was wäre leichter als diesem Bedürfnis nachzugehen? Leider ist das Schulsystem noch sehr „old school“. Viele Lehrerinnen und Lehrer gehen nach wie vor dem Drang nach und unterrichten nach dem „alt bewährten“ Prinzip. Selbst den angehenden Lehrern werden keine neuen oder alternative Pädagogik-Methoden an die Hand gegeben. Oberste Priorität hat leider immer noch der vorgegebene Lehrplan.
Eine andere Auswirkung auf eine Diagnose kann auch Angst sein. Dieser Zustand ist ebenfalls alles andere als ein „Wohlfühl-Zustand“. Angst lähmt und hält uns von schönen Dingen ab. Im schlimmsten Fall isoliert uns die Krankheit von sozialen Kontakten mit Familie und Freunden. Diese Situation kennen wir durch die vergangene Corona Zeit. In diesem Zeitraum sind bei vielen Menschen, besonders bei Jugendlichen, Ängste und Depressionen aufgetreten. Manchmal nur für ein paar Tage, manchmal war es der Beginn einer andauernden Phase. Selbst bei mental stabilen Menschen hat diese Isolation das Gefühl von Einsamkeit, Traurigkeit oder Verzweiflung ausgelöst. Viele Familienmitglieder konnten ihre Großeltern nicht mehr besuchen, da Pflegeeinrichtungen zum Teil geschlossen wurden. Wie viel Traurigkeit gab es in dieser Zeit? Viele Menschen hätten wohl eher das Risiko einer Ansteckung in Kauf genommen, als sich so einsam zu fühlen.
In beiden Fällen, wenn man bequem wird oder vor Angst erstarrt, gibt es uns die Möglichkeit mal genauer auf unsere Themen zu schauen. Warum bekomme ich Angst? Wovor habe ich ganz konkret Angst? Wann warte ich einfach ab, dass sich mein Umfeld ändert? Welche Bedürfnisse habe ich, die ich selbst nicht stille? Bedürfnisse, die mein Umfeld nicht akzeptieren will?
Selbstverständlich müssen körperliche Beschwerden immer ärztlich untersucht und abgeklärt werden. Für mein Verständnis von ganzheitlicher Gesundheit muss zudem auch die mentale und emotionale Verfassung berücksichtigt werden. Gerade wenn es auf körperlicher Ebene einen Befund gibt, der Dich aus der Bahn wirft, ist es wichtig, dass Deine emotionale Seite genauso unterstützt und gestärkt wird. Ob das dann ein Therapeut, ein Coach oder Psychologe ist, ist erstmal nicht wichtig. Wichtig ist, DASS Du jemanden an Deiner Seite hast.
Hast Du eine spürbare Verbindung zu Dir selbst? Kannst Du DICH spüren?
Ein Coach kann sich mit Dir auf den Weg machen, Dich begleiten und Dir unterschiedliche Möglichkeiten der Unterstützung bieten. Diesen Weg musst und solltest Du also nicht alleine gehen. In meiner Funktion als Dein Coach ist es mir wichtig, Dich da abzuholen, wo Du gerade stehst. Der Weg ist das Ziel! Und das Ziel definierst Du. Ich helfe Dir bei der Navigation.
Bist Du bereit für Deine ganz eigene Reise? Ich freue mich auf Dich!!
Mit Herzensgrüßen,
Stefanie